Samstag 20.08.: Grenzerfahrungen…

An diesem Tag war alles anders: das Frühstück fiel wegen dem Weg zum Flughafen-Feld „cuatro vientos“ (Vier Winde) deutlich üppiger aus. Die verpflegenden Spanier wussten, es würde ein anstrengender Tag für uns werden. Wir packten die Koffer, es wurde schon alles für die Abfahrt am Abend des nächsten Tages zusammengestellt. Wir räumten auf und manche Sachen wurden wiedergefunden. In der aufgeräumten Turnhalle feierten wir dann in der stickigen Hallenhitze eine trotzdem schöne Eucharistiefeier, wir wurden als Chor dazu von jungen Damen aus Bonn-Holzlar unterstützt. Ab 11.30 Uhr war dann allgemeiner Aufbruch, zusätzlich waren wir von der Kölner Leitung noch mit 1,5 l Wasser und einen Sonnenschirm für 3 Personen versorgt worden. Wie sich herausstellen sollte, war der auch bitter nötig.
Unsere Gruppe kehrte noch einmal zum Essen in die große Gastronomiekette mit dem „M“ ein¸
Es wurde ein sehr heißer Tag, aber wir waren im Vorteil: Wir kamen von Süden, das Feld für die Abschlussmesse lag ebenfalls im Süden, insofern fuhren wir gegen den Strom der Masse aus Norden. Die U-Bahnen waren fast leer und wir waren endlich gesanglich lauter, als die Italiener in unserer U-Bahn, die ziemlich müde am Boden lagen….

An der U-Bahnstation, von der wir zu Fuß zum Feld gelangen sollten, wurde es ziemlich voll, doch die Sicherheitskräfte hatten alles im Griff, sie ließen nur soviel Menschen nach draußen, wie die Treppe fassen konnte.

Draußen angekommen sammelten wir uns und es kam zum Kommando „Rucksack!“, das bedeutete in einer Reihe hintereinander hielten wir uns am Rucksack des Vordermanns bzw. -Frau fest. Der Weg zum Feld „Cuatro Vientos“ war nicht lang, 2 km, aber voll und heiß, als erfahrene Spanienpilger nutzten wir oft die Schattenseite der Straßen, machten 2x Wasserpause und genossen die Dusche liebevoller Spanier aus Mehrfamilienhäusern, die Eimer mit Wasser von oben auf die Straße auf die Pilger regnen ließen. Wir waren dankbar für diese Abkühlung!

Wir kamen gut und vollzählig am Feld an. Die Sicherheitskräfte ließen uns nur einzeln und nach Augenschein – Kontrolle aufs Feld. Es gab zwar Personenscanner wie am Flughafen, doch die waren wohl abgeschaltet. Nach kurzer Orientierung liefen wir bestimmt noch über einen Kilometer zu unserem Feld E5, dort war es sehr voll, doch nach einer Diskussion ließen uns nette Italiener und Spanier Platz nehmen, was bedeutete, dass wir fast alle auf einen Platz zusammen kamen (nur Rebecca und Patrick lagen 10 m entfernt), aber eben auch Isomatte an Isomatte,teilweise ohne jeglichen Abstand, also wirklich Sardinendosenfeeling…

Sofort spannten wir die Sonnenschirme auf (ein Segen!) 3 andere gingen 2 km zur Essensausgabe zurück, und kamen mit 14 Beuteln und Proviant für 2 Tage zurück. Als wir alle wieder wenigstens mit dem Kopf unter den Schirmen lagen, kam bald die Meldung von Ingalisa: 41,5 Grad zeigte unser Thermometer im Schatten!!! Wir ruhten  uns aus, es ging allen gut. Das das nicht selbstverständlich war, bestätigten unsere Kölner Malteser, die 20m mit einer großen anderen Kölner Gruppe Platz gefunden hatten. Sie waren im Dauereinsatz, Schwächeanfälle und Kreislaufprobleme machten einigen Kölnern und anderen Pilgern zu schaffen, provisorisch wurden diese unter Planen in den Schatten gelegt. Die spanischen medizinischen Hilfsdienste waren nur durch die Sirenen der Ambulancen zu hören und zu sehen.

Die Spanier waren aber insgesamt vorbereitet und versuchten die Pilger auf viele Weise zu unterstützen, die Freiwilligen mit ihren grellgrünen T-Shirts waren immer auskunftsbereit und die Feuerwehr bespritzte mit Wasserkanonen die Pilger auf den Wegen.

Die Musik aus den Boxentürmen und die Live-Bands sorgte bei uns für gute Stimmung. Einige tanzten dazu, alles wartete jetzt darauf, dass die Hitze weniger wurde und der Papst kommen würde. Das geschah dann  gegen 20.00 Uhr. Mit großem Hallo wurde er wie ein Superstar begrüßt. Ob ihm das recht war? – Benedikt XVI ließ es geschehen. Unsere Italiener waren stimmgewaltig wieder da: Be-ene-detto!!!, so ließen sie ihn hochleben. Es gab durchaus Parallelen zu einer Michael-Jackson-ähnlichen Verehrung.

Doch in der anschließenden Vigil wurde endlich wieder klar, um wen es wirklich im katholischen und christlichen Glauben ging: um Jesus Christus.

Mittlerweile war es dunkel geworden und die gigantische Bühne, im Christo-Verpackungsstil mit dem Lebensbaum mit 160m Kronenumfang (beleuchtet), erstrahlte in vielen Farben. Unterstützt wurde die Light-Show allerdings ebenfalls genauso eindrucksvoll durch die Natur: es war ein kapitales Gewitter aufgezogen. Blitze durchzuckten die Nacht, starker Wind kam auf, ebenso Regen, schnell alle Sachen unter die Schirme, diese festhalten und auch noch darunter war ein Ding. Wir blieben halbwegs trocken…Details bitte die Teilnehmer fragen….

Auch auf der Bühne kämpften sie ebenfalls gegen die Nata, der Papst wurde durch mehrere Regenschirme geschützt, die Vigil war unterbrochen, wurde aber nach 45 min, als sich die Naturgewalten beruhigten, verändert und verkürzt wieder aufgenommen. Papst Benedikt dankte allen, die ausgeharrt  hatten und begrüßte in mehreren Sprachen, auch uns Deutsche. 5 Jugendliche richteten Fragen an den Papst, eine junge Deutsche aus Berlin erzählte davon, dass sie überlege, sich taufen zu lassen, und wie sie ihren Glauben an Jesus Christus in dieser Umwelt leben könnte.

Anschließend ging es zum Zentrum der Vigil: die eucharistische Anbetung. Eine verwandelte Hostie wurde in eine übergroße (über mehrere Meter hoch, sie wurde aus dem Bühnenboden hochgefahren) Monstranz gestellt, anschließend knieten Papst und viele Menschen davor nieder. Es kam zu einem Höhepunkt des Weltjugendtages: über eine Million Menschen schwiegen minutenlang und verbanden sich mit ihren Gedanken und Gebeten mit Jesus Christus. Von ferne hörte man die Martinshörner der Ambulanzen, aber es klang irgendwie gedämpft. Dann wurde ohne Kommentar noch das „Ave Verum“ von Mozart eingespielt, oder war es ein Live-Chor? Es war jedenfalls sehr beeindruckend und berührend. Viele von uns dachten auch an Wermelskirchen, wo ebenfalls zeitgleich die Vigil in St. Michael gefeiert wurde.

Gegen Mitternacht hörte der Regen auf. Und nachdem wir Ingalisa ordentlich zum 16. Geburtstag gratuliert haben, Italiener und Spanier haben international ebenfalls Glückwünsche gesungen, gingen wir langsam ins Bett bzw. auf die Isomatten…manche von uns bekamen dadurch mehr Schlaf ab als in anderen Nächten…wir ließen uns auch nicht durch die Menschen stören, die über unsere Matten im Dunkeln zum Ausgang des Feldes sich ihren Weg suchten…